Austausch-Projekt Februar 2015 - Reisebericht



Austausch - Projekt 2015

07. - 15. Februar 2015 - Reisebericht

Die Russland-Gruppe 2015 

Hier erscheint ab 07.02.2015 voraussichtlich jeden Abend ein Tagesbericht.
Ausnahmen bestätigen die Regel.
Das Erscheinen des Berichts ist abhängig vom Tagesprogramm. Manchmal dauert es vielleicht etwas länger. Ein bisschen Schlaf muss schließlich auch sein.

Einige erste bildhafte Eindrücke gibt es später auf der Fotoseite.

07.02.2015
Sa

"Waaannnn treffen wir uns am Flughafen?"
Entsetzen!!!
Es ist 3:45 Uhr in der Nacht, als 11 erstaunlich aufgeweckte Schülerinnen und Schüler in Begleitung von Eltern und Geschwistern pünktlich am Düsseldorfer Flughafen auftauchen und auf zwei ziemlich müde Begleiter treffen. Dann beginnt das übliche "Spiel": Gepäckaufgabe, Personenkontrolle (bei einigen gleich doppelt), Abfluggate suchen, zum letzten Mal deutsche Toilette, im Flugzeug den richtigen Platz suchen (und finden, was offenbar nicht so einfach ist).
Pünktlich um 6:05 Uhr hebt der Airbus A 320 ab. Kaum haben wir die Reisehöhe erreicht, werden wir mit einem oppulenten Frühstück überrascht. (Das ist ja was anderes, als das "müde" Sandwich bei der anderen Fluglinie Air B. Die russische Aeroflot hat noch ein Herz für hungrige Menschen.)
Nach drei Stunden Flug landen wir pünktlich in Moskau. Schneegestöber und recht ansehnliche Schneeberge erwarten uns bei harmlosen - 3°C. Nach einer schnellen Einreise-Passkontrolle steht schon unser Gepäck zur Abholung bereit. Alles vollständig - sehr schön!
Noch durch den Zoll (ohne Beanstandungen) - dann werden wir sehr herzlich von einer Delegation der gastgebenden Familien empfangen. Schnell sind alle Schüler auf die vorhandenen Autos aufgeteilt. Etwa zwei Stunden Fahrt bringen uns nun zu unserem Ziel: Troizk.

Das Abenteuer Russland kann beginnen.
Ein bisschen Schlaf nachholen, und dann steht morgen eine Stadtrundfahrt in Moskau auf dem Programm.

08.02.2015
So

Die Nacht war ja schon länger als üblich, aber immer noch nicht lang genug, um richtig ausgeschlafen zu sein. Auch unsere Schüler machen nicht gerade den Eindruck eines fitten Turnschuhs, obwohl alle den Klimawechsel bisher gut überstanden haben; niemand ist krank.
Das erste russische Frühstück liegt hinter uns. (Gerüchten zufolge soll es in einer Familie schon zu Kartoffelpüree mit Würstchen gekommen sein.)
Um 9:00 Uhr treffen wir uns alle in der Schule. Dort wartet der Reisebus auf uns, um uns nach Moskau zu bringen. Wir haben Glück: Die nette und sehr kompetente Stadtführerin, die wir bereits im letzten Jahr hatten, begleitet uns auch heute wieder.
Bei einer großzügigen Stadtrundfahrt lernen wir alle wichtigen Punkte des Zentrums kennen: den Roten Platz mit der Basilius - Kathedrale, der Kremlmauer, dem Lenin-Mausoleum und dem Kaufhaus GUM;
die Christi-Erlöser-Kathedrale, der größten Moskauer Kirche, die 10000 Menschen Platz bietet; hier gibt es eine riesige Menschenschlange, die eine berühmte Ikone besichtigen wollen; daher kommen wir nur über Schleichwege in die untere Kirche, die aber auch schon sehr beeindruckend ist;
die imposanten Wolkenkratzer des New Moscow;
die Spatzenberge, mit 80 m die höchste Erhebung Moskaus, die einen guten Blick über das Moskauer Zentrum bieten.
Gegen 14:30 Uhr machen wir uns auf den Weg zurück nach Troizk.
Der weitere Nachmittag und Abend gehören den Familien und gemeinsamen Aktionen.

Die Christi-Erlöser-Kathedrale, größte Kirche Moskaus

Morgen haben wir einen Tag in Troizk mit Kennenlernen der Schule und einigen weiteren Terminen, u.a. auch voraussichtlich ein Zusammentreffen mit dem Bürgermeister von Troizk.
(Merke: Programme sind nicht nur veränderbar, sondern werden auch regelmäßig "angepasst". Das ist russische Tradition.)

09.02.2015
Mo

Montag - immer ein Problem!!! Heute ist Flexibilität gefragt. Das Tagesprogramm ändert sich halbstündlich. - Aber hübsch der Reihe nach!
Nach einem kräftigen Frühstück geht es per Auto zur Schule. (Die Einheimischen fahren auf Schnee nicht anders als wir ohne Schnee - aber dank einer elastischen Fahrweise klappt alles.) Heute steht zuerst mal Schule an. Eine Stunde Englisch, eine Stunde Chemie oder Mathematik. (See the difference!!)
Dann sind wir wieder in die Kälte (nur -3° bei leichtem Schneefall und dreiviertel Sonne), um in einer halbstündigen Wanderung den südlichen Teil von Troizk zu erreichen. Dort ein wenig Kultur: Eine Ausstellung von Bildern, die erwachsene Schüler von Alexander Nazarov gemalt haben. (Herr Nazarov ist ein international bekannter Künstler, der in Troizk lebt und eine Kunstschule betreibt.) Wir bekommen eine Sonderführung.
Danach ist ein weiterer wichtiger Programmpunkt: Geld tauschen. 11 Schüler belagern einen einzigen Schalter, um ihre Euros loszuwerden. Erstaunlilch, wie viele Scheine man für ein paar Euro bekommt.
Dann machen wir uns auf den Weg, um ein paar Sehenswürdigkeiten von Troizk zu besichtigen; unter anderem ein Denkmal für die Deutsch-Russische Freundschaft.
Um 14:00 Uhr haben wir dann einen offiziellen Termin: Empfang beim Bürgermeister von Troizk. Wir werden in die Geschichte und die Bedeutung von Troizk für die russische Wissenschaft eingeführt. Ich darf eine Erwiderungsrede halten, in der ich deutlich mache, dass Schüleraustausch-Projekte gerade jetzt besonders wichtig sind in politisch unsicheren Zeiten. Für uns wichtig: Es ergeben sich evtl. neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit einem wissenschaftlichen Institut in Troizk.
Nun haben wir uns ein Mittagessen in den Familien verdient.
Danach ein nächstes Highlight: Es geht in den Wald zum Skilanglauf oder Schlittenfahren. Selbst absolute Neulinge werden mutig und haben tierischen Spaß. Gegen 18:00 Uhr geht es dann wieder zu den Familien.
Die Kontakte zwischen den russischen und deutschen Schülern werden immer besser. Schnee ist offenbar gut für die Völkerverständigung.
Ein anstrengender und sehr gefüllter Tag geht zu Ende.

Eine Hightech-Toilette im Wald  Genügend Schnee für alle

Auch morgen wird es nicht weniger anstrengend: Wie werfen uns in das Verkehrsgetümmel mit dem Kreml als Ziel. Eine Mischung aus Bildung und Geschichte. Langsam häufen sich die Einladungen - der Freizeitanteil schmilzt wie Schnee in der Microwelle.

10.02.2015
Di

Heute ist frühes Aufstehen angesagt. Von wegen - Urlaub. Alle (deutschen) Schüler müssen um 8:00 Uhr in der Schule sein. Und das klappt sogar - so ziemlich. Dann lernen wir das russische Normalleben kennen. Rein in den Linienbus und Zockelfahrt (Blümchenpflücken während der Fahrt möglich!)  bis zur Grenze des inneren Moskaus, wo wir in die Metro umsteigen. Das ist nichts für Schlafmützen. Im Takt von 90 Sekunden kommen die Züge, für das Aus- und Einsteigen bleiben nur etwa 15 Sekunden, dann fährt der Zug mit einer unheimlichen Beschleunigung an und weg. Da wir aufgeweckte Kinder haben, klappt alles wie am Schnürchen. Wir sind rechtzeitig am Kreml und bekommen eine sehr nette und hervorragend Deutsch sprechende Führerin. Sie zeigt uns alle wichtigen Dinge in der "Altstadt" von Moskau. Als Zugabe haben wir auch noch eine Führung durch die "Rüstkammer" bekommen, eine Sammlung von 4000 von insgesamt 40.000 Exponaten. Von der Zarenkrone bis zum Krönungskleid der Zarin, von der vergoldeten Kutsche bis zum Original-Fabergé-Ei gab es viele wertvolle Originalstücke aus 200 Jahren Zarenzeit zu bewundern. Der Prunk erschlägt einen schon - unsere Schüler waren am Ende der Führung schon sehr erschöpft.

Ansicht auf dem Kreml

Der spätere Nachmittag stand dann wieder im Zeichen selbstgewählter Aktivitäten. Die russischen Schüler sind da in der Regel sehr erfinderisch.
Fotos: Wir haben eine Reihe sehr schöner Fotos, aber es fehlt definitiv die Zeit, diese fürs Internet zu bearbeiten und einzustellen. Wir haben ein sehr strammes Programm, da bleibt nicht viel Zeit für Extras. Ich hoffe, ich schaffe es in den nächsten Tagen, ein paar mehr Fotos ins Netz zu stellen.

Morgen werden wir ein paar Einblicke in die russische Geschichte bekommen. Mehr dazu morgen.

11.02.2015
Mi

Heute haben wir wohl einen Rekord gebrochen: Niemand hat genau mitgezählt, aber wir haben allein heute mehr als 12-mal die Metro benutzt. Und alle haben es unbeschadet überstanden. Metrofahren in Moskau hat schon seine eigenen Regeln. "The City never sleeps" - das trifft auf Moskau absolut zu. Und die Metro und die Metrostationen sind eigentlich immer voll. Das heißt: Gut organisiert sein, mit offenen Augen herumlaufen, Verantwortung für sich selbst und für den Mitschüler neben mir übernehmen und (das Schwierigste): das Smartphone in der Tasche lassen und die Ohrstöpsel rausnehmen.
Die Einwohner Moskaus sind - so scheint es - immer im Stress. Die Rolltreppen nach unten (unglaublich lang und unglaublich schnell) sind für viele Fahrgäste immer noch zu langsam, sodass sie links an den ruhig Stehenden vorbei mit großen Schritten die Stufen nehmen, nur um ein paar Sekunden eher auf dem Bahnsteig zu sein. Die Bahnen kommen in der Hauptverkehrszeit im 90-Sekunden-Takt. Also eigentlich kein Grund zum Hetzen.
Unser erstes Ziel ist der "Kreml von Ismailovo", ein erst vor 14 Jahren fertiggestellter Komplex von verschiedensten Gebäuden, Museen, Kaufmöglichkeiten und Hochzeitsevents. Für uns steht heute das Herstellen von "Walenki" an, den traditionellen Filzschuhen der Bauern. Der Einfachheit halber haben wir sie in Minigröße hergestellt.

Der "Kreml von Ismailovo"

Walenki-Herstellung

Nach einem stärkenden Mittagessen im Restaurant haben wir Ismailovo verlassen und haben unser nächstes Ziel angesteuert: das Weltraum-Museum. Dort können wir die ersten Sputniks bewundern, die Weltraumhunde Belka und Strelka (mittlerweile ausgestopft) und einen Spaziergang durch den Nachbau der Weltraumstation MIR machen. Endlich bekommen wir Antwort auf die Frage, wie Astronauten im Weltall auf die Toilette gehen (Prinzip Staubsauger) und wo sie eigentlich schlafen (an der Wand stehend im Schlafsack).
Das gefühlte Highlight ist dann der Besuch auf dem Arbat, der Touristen- und Souveniermeile von Moskau. Fest im Blick das Ziel: Hardrock Café. Die Situation glich dem Einfall von Heuschrecken. Das Endergebnis: Leere Regale. Es ist zu befürchten, dass das Geschäft wegen Mangel an Ware am späten Nachmittag schließen musste.

Die Schlacht ist geschlagen.

Da aus unerfindlichen Gründen einige Schüler noch immer Geld hatten, wurde dann noch Kentucky Fried Chicken angelaufen.
Wenn es der Wirtschaft Moskaus besser geht, dann liegt das zu ganz großen Teilen an uns.

Morgen wieder Bildung: Die Zarenresidenz Kolomenskoe.

12.02.2015
Do

Heute haben wir für den Transport einen Reisebus zur Verfügung. Ziel ist die Zarenresidenz Kolomenskoje in Moskau. In dem riesigen parkartigen Gelände wurde der Holzpalast von Zar Alexey Mikhailovich nach Originalunterlagen wieder aufgebaut und im Inneren mit Wand- und Deckenmalereien, Möbeln und anderen Einrichtungsgegenständen ausgestattet. So bekamen wir einen guten Einblick in das Leben am Zarenhof.
Anschließend ging es mit einem Pferdeschlitten durch die verschneiten Parkanlagen. (Achtung: Wirbelsäule in Gefahr, da der Schlitten eine Nullfederung hatte!)
Dann ging es wieder ins Palastinnere: In einem kleinen Mitmach-Theaterstück lernen wir etwas vom bäuerlichen Leben und der Butterwoche kennen. Starbesetzung: Luna als Zarin.

Zarin Luna mit ihrem Gemahl

Den Abschluss bildete ein gemeinsames Blini-Essen mit Tee (Blini sind kleine Pfannkuchen, ähnlich Crepes.)
Dann machen wir uns wieder auf den Weg zurück nach Troizk.
Der weitere Abend wird von den Jugendlichen selbst gestaltet. Dem Vernehmen nach gibt es Schlittschuhlaufen als Angebot.

Hinweis: Heute ist der Bericht etwas dünner ausgefallen. Frau Gebhardt und ich hatten am Abend eine private Einladung, es ist etwas später geworden.

13.02.2015
Fr

Überraschung: Heute geht's ins Museum. Der Reisebus bringt uns 107 km westlich von Moskau ins Etnir Mir - Museum. Dies ist ein riesiger Museumskomplex mit einem Freiluftteil und einem Indoorteil.
Im Außenbereich sind verschiedene Länder mit ihren alten Baustilen ausgestellt. Alte russische Häusen, ein großes Dorf aus der Ukraine und ebenso Häuser aus Weißrussland. Ausführlich wurde uns erklärt, wie man in alten Zeiten auf dem Lande lebte und welche Funktionen der Kaminofen hatte. 15 oder 18 Personen mussten sich einen Raum teilen als Wohn- und Schlafraum. Vom Baby bis zum Greis haben alle ihren (Schlaf-)Platz.
Dann erwartet uns ein Mittagessen im Museumsrestaurant. Salat, Hähnchenschenkel mit Kartoffeln und zum Abschluss Tee mit Plätzchen.
Gut gestärkt machen wir uns auf die nächste Exkursion: Wir lernen den  Hausbau in Sibirien kennen. Aus einfachen Naturmaterialien werden Häuser gebaut, die Temperaturen bis minus 60 Grad standhalten müssen.
Alle Kids, die vorher träge und müde waren, werden unglaublich munter, als wir Station bei einer Huskie-Zucht machen. "Guck mal, wie süß!" war wohl der am häufigsten gebrauchte Kommentar. Leider haben wir keine Möglichkeit zu einer Schlittenausfahrt, sehen aber wenigstens das ein oder andere Gespann. (Sollte nächste Woche unerwartet ein kleiner Huskie-Welpe in Ihrer Wohnung auftauchen, ist der wohl über's Handgepäck eingeschmuggelt worden.)
Der anschließende Teil "Wir bauen ein Sommerhaus aus Holz" traf dann wegen Museums-Erschöpfung nicht mehr auf große Vorliebe. Macht es doch viel mehr Spaß, sich gegenseitig in die hohen Scheewehen zu werden. - Noch ein paar Souveniers, dann geht es zum Bus. Gegen 17:30 Uhr geht dieser anstrengende Tag offiziell zu Ende.

Übrigens hat es über unseren Empfang beim Bürgermeister einen Bericht im Lokalfernsehen gegeben. Den Film sollten Sie über diesen Link ereichen:
https://yadi.sk/mail/?hash=n5z88GMk2dM8UVSiDOHlfcTck3/J4wb5Wb3ZC9KNjt4%3D

14.02.2015
Sa

Heute ist Familientag.
Individuelles Programm

15.02.2015
So

Ein ganz normaler Sonntag, nur das heute unsere Abreise ist. Das hatten wir so vermutet. - Aber es kam ganz anders.

Planänderung 1: E. (Name von der Redaktion geändert) kann ihren Pass nicht finden. Er ist einfach weg. Sozusagen verschwunden.
Das ist doof, weil die russischen Autoritäten da ganz wenig Spaß verstehen.
Nix Pass - nix Ausreise. E. muss in Russland bleiben, am nächsten Tag zur Botschaft und kann erst mit Verspätung am Montag ausreisen.

Planänderung 2: Ist zunächst nicht im Sichtfeld. Wir bringen unser Gepäck ganz normal zum Schalter, bekommen unsere Bordkarten, gehen durch die Passkontrolle, unser Visum wird entwertet (ganz schlecht, aber das merken wir erst viele Stunden später), wir durchlaufen die Handgepäckkontrolle, die Socken werden auf Sprengstoff getestet (negativ); dann begeben wir uns zu unserem Gate, um unser Flugzeug zu besteigen.
Das soll um 19:15 Uhr geschehen. Um 19:10 Uhr werden wir von der Nachricht überrascht, dass unser Flug gestrichen ist.
Das ist eine beliebte Methode, Fluggäste in Aufregung zu versetzen. Der Blutdruck steigt genau so wie die Lautstärke der Stimmen. Und alle haben nur die eine Frage: "Und jetzt???"
Die Antwort kommt auf der Stelle: "Keine Ahnung! Gehen Sie zur Information."
Nun ist das schwierig, wenn gefühlte 5000 Flugwillige auf 4 (vier!!) Angestellte hinter der Theke treffen. Nicht nur unser Flug wurde abgesagt, auch eine Reihe weiterer Flüge. SCHNEESTURM heißt das alles erklärende Zauberwort. In der Tat sehen wir einige Flocken an den Flughafenfenstern vorbeifliegen. Ist das ein Schneesturm?
Nach längerem Warten und Diskutieren (Englisch ist da eher selten) wissen wir noch immer nicht viel mehr. Es ist mittlerweile 22:00 Uhr und einige Fluggäste werden etwas ungehalten. Eine Chinesin redet sich so in Rage, dass die Mitarbeiter die Polizei holen. Zwei Mitarbeiter beginnen damit, die Flüge umzubuchen. Drei weitere schauen dabei interessiert zu. Langsam ist auch dem Letzten klar, dass es heute keine Flüge mehr geben wird. Ein Wiener verlangt lautstark Getränke - dies wird mit Kopfnicken bestätigt, aber es kommt nichts an.
Es ist ca. 23:00 Uhr. Schichtwechsel bei den Flughafenmitarbeitern. Eine Mitarbeiterin macht den verhängnisvollen Fehler, in meine Nähe zu kommen. Mittlerweile nicht mehr so freundlich mache ich darauf aufmerksam, dass ich 10 Kinder bei mir habe und dass ich jetzt sofort eine Lösung haben möchte.
Sie zeigt sich beeindruckt und kümmert sich ab sofort nur noch um unsere Gruppe. (Ich schöpfe Hoffnung.)
Nach mindestens sieben Telefonaten nimmt sie unsere Pässe und Bordkarten an sich und stellt in Aussicht, dass wir für die Nacht Hotelzimmer bekommen, dazu ein Abendessen und natürlich auch Frühstück am nächsten Morgen. Wir könnten zu jeder Zeit fliegen, die wir wollten. (Hört sich sehr gut an.)
Also machen wir uns auf einen mehrere hundert Meter langen Weg zum Hotel. Dort angekommen überrascht man uns mit der frohen Kunde, dass alle Zimmer besetzt seien. Ich frage unsere Begleitung: "Und jetzt?"
Fortsetzung: siehe Montag)

16.02.2015
Mo

Sie guckt verzweifelt und völlig ratlos. (Hätten wir doch nur ein Visum, das ein wenig länger gültig ist! Aber so dürfen wir nicht aus dem Flughafengelände.)
Ich schlage vor, uns einen Raum oder eine Ecke zur Verfügung zu stellen, wo wir uns etwas abgeschirmt bis zum Morgen aufhalten können. - Nach einigem Überlegen findet sie ein Café, dessen Geschäftsführer sich bereit erklärt, uns "aufzunehmen". Weiche Polster und Sessel laden zu einem Nickerchen ein. Außerdem sollen wir Gutscheine für Essen und Trinken bekommen. Wir machen es uns gemütlich, studieren schon mal die Speisekarte.
Nächste Überraschung: Die freundliche Dame erscheint nach einiger Zeit (es ist inzwischen weit nach Mitternacht), und berichtet, sie habe in einem anderen Hotel Zimmer für uns gefunden. Also müssen wir unsere gemütliche Herberge wieder verlassen. Wieder quer durch das Flughafengebäude. Wieder mehrere umständliche und langwierige Handgepäck- und Passkontrollen (bestimmt das fünfte Mal; die Sicherheitskräfte begrüßen uns schon mit einem freundlichen Grinsen). Auf dem Rollfeld zeigt sich ein großer Bus, der uns in 15-minütiger Fahrt (das Tempo ist zum Fürchten, mindestens Tempo 10 km/h) zum Novotel bringt. Dort müssen wir eskortiert durch Sicherheitskräfte durch einen Nebeneingang das Hotel betreten. (Es ist 2:30 Uhr.) Unsere Begleitung ist verschwunden, dafür haben wir es jetzt mit einer Mitarbeiterin der Rezeption zu tun, die uns mitteilt, dass wir um 6:00 Uhr Frühstück hätten. Ich halte das für einen schlechten Scherz und bestehe darauf, dass wir die Zusage hätten, unsere Flugzeit selbst zu wählen. Frühstück wäre für uns um 9:00 Uhr, sonst brauchten wir ja gar nicht ins Bett zu gehen. Sie ist nicht überzeugt, aber sie beugt sich meiner Kompromisslosigkeit.
Meine Frage nach dem versprochenen Abendessen hinterlässt bei ihr nur absolutes Unverständnis.
Um 3:00 Uhr liegen wir endlich im Bett - mit knurrendem Magen.
Ein störendes Geräusch reißt mich aus dem Schlaf. Kurzer Blick auf die Uhr: 6:30 Uhr. Die gleiche Hotelmitarbeiterin wie in der Nacht erklärt mir per Telefon, wir müssten jetzt sofort das Hotel verlassen, der Bus stünde bereits vor der Tür. Gleichzeitig werden auch alle anderen Mitglieder unserer Gruppe aus dem Bett geworfen. Mein sehr unfreundlicher Protest nutzt nichts. Es reicht gerade noch für eine Katzenwäsche, dann marschieren wir wieder mit Eskorte (und ohne Frühstück) aus dem Hotel und in den Bus. (Oh, wären wir doch im Café geblieben!!!)
Wieder Passkontrolle, wieder Gepäckkontrolle, wieder die gleichen Kontrolleure (schlafen die eigentlich nie??). Dann laut Boardingpass zu Gate 32. Auf halber Strecke beschleichen mich Zweifel, die von einigen Schülern geteilt werden. Blick auf die große Anzeigetafel: Kleine Änderung auf Gate 23. (Wir sind ja flexibel!) - 5 Minuten vor Boarding-Time erreichen wir das richtige Gate, dann ab in den Flieger. - Ob der auch wirklich abhebt? Vielleicht hat er ja einen Motorschaden und wir müssen wieder aussteigen. Oder im Cockpit sitzt eine Maus und knabbert am Kabel.
Noch eine kleine Verzögerung von etwa 30 Minuten, dann heben wir wirklich ab. Deutschland - wir kommen. Bereitet schon mal das Essen vor!

Anmerkung zum Schluss:
Auch, wenn es in der Woche ab und zu mal etwas Stress gab, in dieser Situation hat sich unsere Truppe einfach nur super verhalten. Kein Gemeckere, kein Bocken! Hätte ja auch nichts genutzt.

Die Fotos müssen noch zusammengetragen und gesichtet werden, dann gibt es auch was zu sehen.

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