22. International Space Olympics  Oktober 2014 - Reisebericht



22. International Space Olympics

15. - 28. Oktober 2014 - Reisebericht

 Unser "Space-Olympics-Team" 2014

Hier erscheint ab 15.10.2014 voraussichtlich jeden Abend ein Tagesbericht.
Ausnahmen bestätigen die Regel.
Das Erscheinen des Berichts ist abhängig vom Tagesprogramm. Manchmal dauert es vielleicht etwas länger. Ein bisschen Schlaf muss schließlich auch sein.

Einige erste bildhafte Eindrücke gibt es auf der Fotoseite.

15.10.2014
Mi

Frage des deutschen Zollbeamten bei der Ausreise: "Sind das alles IHRE Kinder?"
"Na, klar, einmal Sechslinge und einmal Zwillinge!"
Liebe Eltern, so schnell sind Sie Ihre Kinder los!
Nach ruhigem Flug sind wir pünktlich um 13:45 Uhr in Moskau gelandet. Herzliche Begrüßung durch unsere russischen Gastgeber, dann die Koffer und uns selbst in den Bus verladen (10 Deutsche in einem 50-er Bus) und ab zum "Camp Wos-chod", unserer Bodenstation für die nächsten 10 Tage.
Man glaubt es kaum: Genau 3 Stunden für die Strecke Düsseldorf - Moskau, und dann noch einmal genau 3 Stunden für 100 km zu unserem Hotel (allein 2 Stunden für die ersten 50 km).
Zur Belohnung wurden wir mit Tee / Kaffee und Kuchen empfangen.
Nach dieser Stärkung ging's ans Kofferauspacken.
Um 20:00 Uhr dann Dinner-Time: Ein reichhaltiges Bufet mit Salatbar, Vorspeisen, Fisch, Hähnchen, gebratene Leber; dazu Kartoffelpüree und Blumenkohl und zum Abschluss Obst und / oder Kuchen und / oder russische Süßigkeiten. Ein erstes internes Team-Meeting mit Absprachen für den morgigen Tag - und dann Freizeit mit dem Ziel des baldigen Schlafens.
Schock: Morgen ist Frühstück um 7:00 Uhr, danach Abfahrt zur Stadtrundfahrt Moskau.

16.10.2014
Do

Frühstück um 7:00 Uhr?? Theoretisch ja! Aber die Verlustquote beträgt 50%. Wo sind die lieben Kleinen? Um 7:30 Uhr steigern wir uns auf 75%. Die letzten Beiden müssen wir (fast) aus dem Bett holen. Frühstück ade – um 8:00 Uhr geht's los nach Moskau. Vorneweg die Polizei mit Blaulicht und Signalgeheule, dann unsere beiden Reisebusse.  Ab auf die linke Spur und immer geradeaus. Erbarmungslos wird die Straße freigeräumt. Das hilft uns doch sehr. Wir fühlen uns wie eine Regierungsdelegation.
Leider ist das Wetter nicht sehr freundlich. Dunkle Wolken, manchmal leiter Nieselregen. Wir besuchen den Roten Platz mit dem Leninmausoleum, der Basilius-Kathedrale und dem Kaufhaus GUM, kommen gerade rechtzeitig zur Wachablösung an der Gedenkstätte der Gefallenen des 2. Weltkrieges und werfen schon mal einen Blick über die Kremlmauer.
Der Magen knurrt und uns erwartet in einem Restaurant am Roten Platz ein russisches 4-Gänge-Menü: Salatteller - Borschtsch (Suppe mit Kohl und roten Beten) - Djarkoje (ein überbackenes Eintopfgericht aus Fleisch und Gemüse) - Eis.
Gut gestärkt machen wir uns wieder auf den Rückweg nach Hause.
Eine Stunde Pause (für einen Tee), dann (endlich!) Abendessen (Umfang siehe gestern!). Sie sehen: Wir sind Teilnehmer einer Diätreise.
Am Abend haben wir ein erstes Zusammentreffen aller Teilnehmer an den Space Olympics: eine starke Gruppe aus England (42 Schüler), eine Gruppe aus Israel, mehrere Gruppen aus verschiedenen russischen Schulen und wir als Vertreter Deutschlands.
Ich werde gebeten, ein Grußwort zu sprechen. Wir erhalten großen Beifall bei dem Gedanken, dass es für uns keinen Zweifel gab, nach Russland zu fliegen, um unsere Freunde zu treffen.
Leider fehlen langjährige Gäste aus Großbritannien und den USA.
Abschluss des Tages ist eine Feuerübung, die jedes Jahr großen Spaß bringt: Die Sirenen heulen, alle Gäste müssen die Häuser räumen, die Feuerwehr kommt mit großem Getöse, rollt den Schlauch aus und spritzt "zwei Eimer voll Wasser". Großer Applaus nach der gelungenen Vorstellung.
Morgen folgt ein weiterer Höhepunkt: Wir besuchen das Mission-Control-Center in Korolev, werden dort Astronauten treffen und eine Lifeschaltung zur ISS haben. Wir hoffen, mit Alexander Gerst, dem deutschen Astronauten, sprechen zu können.

17.10.2014
Fr

Wir werden immer besser. Heute hat das Frühstück perfekt geklappt.
Auch die Fahrt zum Mission-Control-Center in Korolev war fast staufrei.

Unsere Gruppe vor dem Mission Control Center in Korolev
Nach einer intensiven Passkontrolle konnten wir das absolute Zentrum der russischen Raumfahrt betreten, wo die International Space Station (ISS) überwacht und geleitet wird. Ein ehemaliger Kosmonaut gab eine Einführung, dann konnten Fragen gestellt werden. Um 13:15 Uhr war es dann soweit: die Lifeschaltung zur ISS klappte und drei Astronauten standen uns ca. 20 Minuten für Fragen zur Verfügung. Anna und Moritz hatten Gelegenheit, für unsere Gruppe Fragen zu stellen. Einziger Wermutstropfen: Alexander Gerst, der deutsche Astronaut, war beschäftigt und daher nicht erreichbar. - Aber trotzdem ein Super-Erlebnis.
Und noch ein Erlebnis der anderen Art: Wir haben die ersten Schneeflocken gesichtet. Sie legten sich auf Autodächer und Bäume und gaben einen ersten Eindruck, wie sich Winter anfühlt. (Von Deutschland hören wir von 20 und 25 Grad. Unglaublich!!)
Das Mittagessen muss heute bis 16:00 Uhr auf uns warten. Dafür gibt es aber um 19:00 schon wieder Abendessen (beides mit großem Bufet).
Dazwischen spielen ca. 200 Jugendliche Badminton (damit das Mittagessen Platz macht für das Abendessen).
Am Abend wird es dann noch mal wissenschaftlich: Alexander Martinov, ein früherer Mitarbeiter des Mission-Control-Center, gibt uns einen Überblick über die Geschichte der Raumfahrt. Und da wir einmal warmgelaufen sind, machen wir intern noch weiter: Die Präsentationen werden begutachtet und auf Fehler kontrolliert. Ich bin sehr zufrieden: Alle Präsentationen sind gut vorbereitet. Kleinere Änderungen können schnell erledigt werden. Die Qualität hat sich im Verhältnis zu den Vorjahren im Durchschnitt gesteigert.
Morgen werden wir eines der wichtigsten Klöster der orthodoxen Kirche besuchen: Sergiev Possad. Und die Präsentationen müssen endgültig fertig sein und abgegeben werden.

Wir machen fleißig Fotos, aber leider fehlt noch die Zeit, sie auch ins Internet zu stellen. Bitte noch etwas Geduld.

18.10.2014
Sa

Frühstück (heute erst um 9:00 Uhr!!) wie gewöhnlich mit heißen Würstchen, Grießauflauf mit Aprikosen, Rührei, Pfannküchlein, diversen Kuchen - neben den normalen Sachen wie Brot, Wurst, Käse etc. Schließlich verbrauchen wir ja viele Kalorien bei 18 Stunden Arbeit und Frost mit Schneefall. Jetzt (19:30 Uhr) haben wir minus 2°C. Böse Zungen reden für die nächsten Tage von Nachtfrost bis 10 Grad minus.
Winteranfang in Russland

Heute haben wir nur eine kurze Busfahrt bis zur ausgedehnten Klosteranlage von Sergiev Possad, einem der wichtigsten Zentren der russischen Orthodoxie. Wunderschön ist der Kontrast der blauen und goldenen Kuppeln zu den Schneeflächen. Da heute Samstag ist, ist es unglaublich voll. Schlangen vor den verschiedenen Kirchentüren, Überfüllung in den Kirchen. Man kann sich kaum rühren. (Das fehlt uns in Deutschland.) Auch für unsere Schüler sind die Kircheninnenräume mit den alten Ikonen und den vergoldeten Rahmen und Säulen sehr beeindruckend. Leider ist die Zeit wieder viel zu kurz. Gerne hätte ich ein wenig mehr erklärt, aber bei vier gefüllten Reisebussen gibt es ein strenges Zeitmanagement ohne individuelle Möglichkeiten.
Teil der Klosteranlage von Sergiev Possad

Nach dem Mittagessen holt uns die Arbeit wieder ein. Die Präsentationen müssen abgegeben werden, wir bekommen genaue Informationen über den Ablauf der verschiedenen Prüfungen, die Arbeitsgruppen, in denen die Vorträge gehalten werden, liegen jetzt endgülig fest und hängen an der Wand.
Es wird ernst! Es ist wie in jedem Jahr - langsam steigt das Lampenfieber. Der Anzug wird aus dem Schrank geholt, die Krawatte schon mal gelüftet und probegebunden. Einige halten Ausschau nach einem Baum, hinter dem sie sich vielleicht verstecken könnten. Aber flüchten gilt nicht. Jetzt ist psychologisches Coachen gefragt. Eine letzte Teambesprechung, dann heißt die Devise: Früh schlafen gehen. Denn um 7:00 Uhr ist für morgen das Frühstück angesagt. Kurz nach 8:00 Uhr werden wir dann nach Korolev zur technischen Schule fahren; dort gibt es genug Räume für unsere Arbeitsgruppen. Von 10:00 bis 14:00 Uhr werden dann parallel 67 Fach-Vorträge gehalten.
Mehr Infos gibt's morgen.

[Ich gehe natürlich davon aus, dass Sie alle zeitgleich - also ab spätestens 6:00 Uhr - solidarisch bei uns sind und mit zittern. ;-)]

19.10.2014
So

Kein Scherz: Es ist Sonntag und wir sitzen um 7:00 Uhr am Frühstückstisch.
Wir - das sind Frau Gebhardt und ich sowie sechs unbekannte Menschen mit Anzug, weißem Hemd, Krawatte bzw. Bluse, schickem Kleid etc. Sie haben behauptet, sie wären die deutsche Gruppe bei den Space Olympics - wir brauchten etwas Zeit, um sie zu erkennen. Ein richtig schickes Kompetenz-Team. Nur die Nerven flattern um die Wette.

Unser Kompetenzteam in Arbeitskleidung
Um 9:30 Uhr waren wir im Technischen Lyzeum in Korolev, wo sich die einzelnen Fachgruppen in den entsprechenden Räumen trafen.
Frau Gebhardt, Irina (unsere Gruppen-Hostess) und ich haben uns verteilt und so alle acht Schüler erleben können.
Eindeutige Aussage: Alle haben sich tapfer geschlagen. Die Konkurrenz war wie zu erwarten hoch, die Qualitätsmesslatte extrem hoch. Ich hatte die PowerPoint-Präsentationen vorher gesichtet, die waren qualitativ sehr ansprechend. Auch der Aufbau der Präsentationen war o.k. Insoweit hatte ich keinen Grund zur Besorgnis.
Gegen 14:00 Uhr waren alle fertig, die Anspannung fiel wie ein Stein ab. Alle hatten aus unserer Sicht bereits gewonnen: Sie hatten sich selbst überwunden und vor anderen Teilnehmern und vor allem vor einer Fachjury aus drei bis viel Universitätsdozenten ihr Projekt vorgetragen. Das verdient hohe Anerkennung.

Nach einer Staufahrt zurück zum Hotel gab es um 16:00 Uhr Mittagessen. Danach erst mal verdiente Freizeit.
Nach dem Abendessen um 19:00 Uhr waren wir wieder zu einer "Masterclass" eingeladen. Schon Freitag und Samstag hatten wir am Abend Fachvorträge zum Thema Raumfahrt. Während es am Freitag um die Geschichte der Raumfahrt ging, war gestern der Kosmonaut Alexander Volkow bei uns, um über das Leben an Bord der ISS zu berichten. Heute nun kam sein Sohn Jergej Volkow zu uns. Auch er ist Kosmonaut und war bereits zweimal auf der ISS. Zur Zeit bereitet er sich auf seinen dritten Einsatz im nächsten Jahr vor. Er hatte eine Reihe interessanter Filme aus seiner Arbeit mitgebracht. Dabei war auch der sehr beeindruckende Film "Nightpod", der die Erde aus der Sicht der ISS zeigt. (Kann bei Youtube kostenlos heruntergeladen werden.)
So bekommen wir Intormationen über die Praxis der Weltraumfahrt aus erster Hand.

Die spannende Frage, die jedoch über dem Abend steht: Hat es wieder ein deutscher Teilnehmer geschafft, in die Runde der Besten zu kommen???
Gegen 22:00 Uhr kommen die Ergebnisse. Und in der Tat:

WIR SIND WIEDER DABEI !!!

Mit hervorragenden 68 Punkten hat  JAN OLE KÜNSTLER  mit nur 6 Punkten Abstand zum Gruppensieger in einer sehr engen Wertung den Sprung in die zweite Runde geschafft und darf morgen vor der großen Jury und allen Teilnehmern der Space Olympics seine Arbeit über "Geschlossene Ökosysteme" noch einmal vortragen.

Herzliche Gratulation zu diesem großartigen Erfolg!

Es ist (mal wieder) spät geworden. Die Bilder müssen noch ein wenig auf die Bearbeitung warten.
Auch morgen haben wir wieder einen sehr engen Zeitplan. Aber wenigstens ist das Frühstück (und damit das Aufstehen) etwas später als heute.
Gute Nacht nach Deutschland.

(Wer erzählt eigentlich etwas von Hitze und 25°C?? -
Wir hatten heute morgen - 7°C.)

20.10.2014
Mo

Gerade war der Bericht fertig, dann ist beim Hochladen irgendein Mist passiert mit dem Ergebnis, dass der ganze Text verschwunden ist.
Nun ist es aber so spät, dass der zweite Versuch morgen Vormittag gestartet wird. - Sorry!!! Computer sind manchmal gemein.

Heute waren alle wieder pünktlich (!) beim Frühstück. Gar nicht so einfach, wenn die Nächte immer kürzer werden.
Heute geht es in die Endrunde der Präsentationen. Wir versammeln uns alle in der großen Konferenzhalle
Zuerst hören wir traditionsgemäß Vorträge von zwei "Zwergen".
Der Erste ist 6 Jahre alt und stellt sein Projekt vor: "Olympische Spiele auf dem Mars". Hierzu hat er ein Modell mitgebracht: Eine Marsoberfläche mit vielen Sportangeboten: Fußball, Weitwurf, Klettern und Astronautenfliegen (die Astronauten haben hierzu Propeller auf dem Rücken).
Dann folgt ein 7-jähriger Jungwissenschaftler, der sich mit der Frage beschäftigt hat, was er auf den Mars mitnehmen würde, wenn er nur eine Sache einpacken dürfte. Er hat sich überlegt, dass Wasser sich gut eignet, weil man damit sehr viel machen kann: Pflanzen wässern, Häuser bauen (aus Eiswürfeln), Dekomaterial (wenn man dem Wasser Farbstoffe zusetzt und es frieren lässt).
Es ist unglaublich, in welchem Alter die Kinder hier schon an das wissenschaftliche Arbeiten herangeführt werden.
Dann geht es mit den "richtigen" Vorträge los. Es gibt sehr interessante und qualitativ hochstehende Vorträge: Über die Müllprobleme im All, was man bei Schlaflosigkeit im All machen kann, über wiederverwendbare Raketen bis hin zu einem selbst verfassten Gedicht über den Mond (Text in russisch und englisch, dazu selbst gemalte Bilder).
Jan hat natürlich auch seinen Vortrag gehalten und das sehr souverän gemacht. Nun müssen wir bis Freitag warten, was daraus bei der Schlussabrechnung wird.
Nach einem schnellen Mittagessen kommen wir zum zweiten Highlight des Tages: Besuch im Supermarkt. - Vier Busse voller Schüler fahren unter Polizeibegleitung mit Blaulicht auf den Parkplatz und werfen die Schüler vor der "Globus"-Türe raus. In jedem Gang dieses riesigen Supermarktes trifft man auf ISO-Teilnehmer. Bei über 50 Kassen ist das aber kein großes Problem.
Von Verknappung ist nichts zu spüren. Nur die Preise (z.B. für Obst und Gemüse) sind im Vergleich zu früher etwas höher.
Um 18:00 Uhr fahren wir ein paar hundert Meter weiter zur Kulturhalle. Dort erwartet uns ein buntes Programm mit Ballett, Gesang und Volkstanz, von Schülern der Korolever Schulen vorgetragen.
Das Abendessen ist wieder sehr spät. Als Gute-Nacht-Geschichte gebe ich eine Einstimmung zur Mathematik-Klausur, die uns morgen erwartet. - Das wird wieder spannend.
Soviel für heute.

Nachtrag: Unsere Schüler sind offensichtlich sehr müde. Gegen Mitternacht finde ich einen auf dem Boden liegend zwischen Bett und Fenster, den anderen schlafend hinter der Tür stehend. Beide natürlich im falschen Zimmer. Die müssen da eingeschlafen sein.

21.10.2014
Di

Ein neuer Tag mit neuen Herausforderungen.
Die erste ist: Aufstehen. Das ist eine Übung, die heute nicht jedem gelingt. Wir haben einen Verlust zu beklagen. Nach heftigem Klopfen schafft diese Nase es zwar nicht bis zum Frühstück, aber mit Ach und Krach pünklich zur Prüfung.
Heute ist "Mathematik". Von 9:30 bis 13:30 Uhr ist Arbeitszeit, allerdings braucht kaum jemand so lange. Mal sehen, wie es bei unserer Truppe läuft.
Nun ist die Prüfung vorbei. Natürlich waren es wieder Aufgaben nach russischer Art - völlig anders im Stil, dazu noch auf Englisch. Gestern hatten wir noch ein wenig Vokabeln geübt. Aber trotzdem ist die Prüfung sehr schwierig.

Wieder ein schnelles Mittagessen - dann ab in die Busse und über Land zum "Sternenstädtchen" (StarCity). Dies ist ein riesiges Ausbildungszentrum für die kommenden Kosmonauten. Zuerst besuchten wir das gigantische Wasserbecken, in dem die Kosmonauten in Raumanzügen unter Wasser Ein- und Aussteige-Manöver und Montagearbeiten im Weltall üben - ähnlich der Schwerelosigkeit. Diesmal waren leider keine aktiven Arbeiten zu beobachten, aber die Ausmaße und Apparaturen sind schon beeindruckend.
Dann ging es weiter in ein anderes Gebäude, in dem wiederum Teilmodule der ISS stehen. Hier trainieren die Kosmonauten die Bedienung der einzelnen Bauteile. Unser Guide erklärte ausführlich Start und Landung einer neuen Mannschaft. Besonderes Interesse findet immer die Demonstration der Toilettennutzung im Weltraum. Wir konnten u.a. auch Astronauten-Nahrung besichtigen.
In einer dritten Halle war eine komplette MIR aufgebaut (das Vorgängermodell der ISS). In der letzten Ausbaustufe hatte die MIR ein Gesamtgewicht von rund 135 Tonnen, eine Spannweite von 31 Metern und eine Gesamtlänge von 33 Metern.
Nach diesem Highlight brachten uns unsere Busse in der gewohnten Weise zurück zur Hotelanlage. Heute war etwas mehr Zeit zum Abendessen.
Das dies keine Urlaubsreise ist, sondern harte Arbeit, wurde spätestens dann klar, als wir uns um 21:00 Uhr zu einer weiteren "Masterclass" trafen. Alexander Martinov referierte zu dem Thema "Bemannter Raumflug zum Mars". Er berichtete von konkreten Plänen, aber auch von vielen Fragen, die noch offen sind und auf eine Antwort warten - vielleicht von uns. Antriebsprobleme, Müllprobleme, medizinische Probleme, aber auch so scheinbar schlichte wie die Frage, wie man unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit Wäsche waschen kann. Dieses Problems sollten wir uns unbedingt einmal annehmen. Erste Überlegungen haben wir bereits getroffen. Erst um 22:20 Uhr wurde diese Veranstaltung nach ausgiebiger Diskussion geschlossen.
Danach Team-Meeting (Lehrer und Organisatoren), dann um 23:00 Uhr Briefing unserer ISO-Truppe. Neben Terminabsprachen ging es vor allem um die Einstimmung auf die morgige Prüfung "Creative Writing".
Nur so nebenbei: Die Ergebnisse der Mathematik-Prüfung sind soeben bekannt gegeben worden: Wir üben uns erwartungsgemäß in dieser Disziplin in Demut.

22.10.2014
Mi

Damit kein Zweifel entsteht: Dies ist keine Urlaubsreise. Deshalb sitzen auch alle brav um 10:00 Uhr auf ihrem Platz in der großen Halle und warten auf den Beginn der nächsten Prüfung: "Creative Writing". Hier geht es darum, zu einem ausgewählten Thema einen möglichst phantasievollen Text zu schreiben. Eine Disziplin, in der wir uns Chancen ausrechnen.
Nach dem Mittagessen sind wir dann wieder in den Bus gestiegen und haben eine Schule in Korolev (Gymnasium Nr. 17) besucht. Dort hatte man offensichtlich Wochen auf diesen Termin hingearbeitet und alles Mögliche vorbereitet. Zur Begrüßung standen das Lehrerkollegium und viele Schüler Spalier in der Eingangshalle. Die Schulleitung begrüßte uns sehr herzlich. Wir wurden ein wenig herumgeführt, dann ging es in die Aula der Schule. Die Schüler bekamen Tee und Gebäck, und dann startete ein Programm, dass von den Schülern der Schule gestaltet war. Helene Fischer und Nena's Luftballon, Ballett und Saxophon, Folkstanz und Heinrich Heines Lorelei-Gedicht, Rock'n'roll und Goethe - alles was irgendwie nach Deutsch und Russisch riecht, wurde vorgetragen. Selbst der Lehrerchor sang für uns auf Deutsch. Danach Disco für die Jugendlichen und ein Empfang für Frau Gebhardt und mich bei der Schulleitung. Uns erwartete ein Tisch, auf dem sich alle Köstlichkeiten der russischen Küche wiederfanden. Hurtig waren unsere Teller und Gläser gefüllt. Dann nach russischer Sitte eine Rede und eine Rede und eine Rede und ... (Sie wissen schon!). Es scheint so, dass gerade in dieser Zeit der politischen Anspannung Sergeij Normalrusse sich besonders anstrengt, die Beziehungen auf der Bürgerebene zu pflegen. Als besonderes Geschenk wurde extra für uns der letzte Apfel vom Schulapfelbaum gepflückt und mitgegeben. Diese Symbolik ist kaum zu toppen.
Morgen wartet auf uns die Physikprüfung. - Naja, das wird haarig!

23.10.2014
Do

Heute Morgen sind Frau Gebhardts und meine Augen etwas kleiner als üblich. Die Nacht war sehr kurz. Bis 2:30 Uhr gab es "Bewegung" in und zwischen den Zimmern. Unsere Kollegen der anderen Gruppen hatten teilweise noch länger "Spaß" mit ihren Schülern. Die Kommunikation zwischen uns Lehrern ist schlagartig viel intensiver geworden.
Trotzdem ist pünklich um 10:00 Uhr Physikprüfung. Da gibt es schon einige Teilnehmer, bei denen der Mund (vom Gähnen) weiter geöffnet ist als die Ohren.
Unser Wetter hat sich übrigens gebessert. Nur ab und zu fallen ein paar kleine Schneeflocken. Ziemlich häufig kommt die Sonne heraus. Die Frühstückstemperatur lag heute bei – 6°C, also noch recht warm.

Die Physikprüfung ist vorbei, unsere Schüler sind optimistisch. Sie sind hier besser zurecht gekommen als mit Mathematik.

Nach einem entspannten Mittagessen machen wir uns auf den Weg nach Moskau. Unser heutiges Ziel ist das Raumfahrtmuseum. Hier können wir die gesamte Geschichte der Raumfahrt verfolgen vom ersten Sputnik bis in die Gegenwart. Belka und Strelka, die beiden Hunde, die gemeinsam im All waren und auch wieder wohlbehalten zurückgekommen sind, grüßen uns (ausgestopft) am Eingang wie auch eine überlebensgroße Statue von Yuri Gagarin, dem ersten Russen im Weltall. Ein Modul der Raumstation MIR können wir auch von innen besichtigen.

Heute haben wir fast keine Staus und kommen zügig wieder zurück. Mancher nimmt schon mal eine kleine Mütze Schlaf. Nachts kommt man ja nicht wirklich dazu.

Nach dem Abendessen noch ein Stündchen „Völkerverständigung“, dann noch ein paar Einzelgespräche. Irgendwie ist es schon wieder heftig nach Mitternacht.

Und morgen ist um 7:00 Uhr Frühstück. Oh Graus!! Wir müssen in der Rushhour nach Moskau zum Kreml. Das kann heiter werden.

24.10.2014
Fr 

Das Grauen nimmt seinen Lauf. Seit wann ist mein Bett magnetisch und lässt mich nicht los? Irgendwie habe ich wohl doch die Dusche gefunden - mein Handtuch ist nass.
Das Frühstück (u.a. überbackener Toast, Nudelauflauf, Rührei) findet den Weg alleine - im Gegensatz zu einigen Schülern; die müssen wir aus dem Bett klopfen.
Um 7:45 Uhr sitzen wir bereits in einem der vier Busse und stürzen uns in den Berufsverkehr. Wir empfinden Mitleid mit denen, die jeden Tag diese Anstrengung auf sich nehmen müssen. Einige Abschnitte haben eine Extraspur, die Sonderfahrzeugen der Regierung vorbehalten ist, die bringt uns mit Blaulicht und .Sirene etwas zügiger voran. Neidische Blicke von Boris Normalautofahrer begleiten uns.
D
ie Sonne hat sich endlich auch aus dem Bett gequält und versucht, die Wolken zur Seite zu schieben.
Wir haben es geschafft: Nach 2:30 Stunden für 70 km sind wir am Kreml angekommen. Gut, dass Herr Putin einen Hubschrauberlandeplatz hat.
Heute ist im Kreml nicht viel los und wir sind schnell durch die Eingangskontrolle.
Fremdenführerinnen sind immer sehr unterschiedlich. Wir haben heute eine der schlechteren Sorte erwischt: Schnell, schlechte Aussprache und tausend Details, die keiner so schnell verfolgen kann. Trotzdem sehen wir viele beeindruckende Dinge: Die größte Kanone und die größte Glocke der Welt - beide waren bisher nicht im Betrieb. Wir besuchen eine der Kremlkirchen und haben einen wunderschönen Blick auf Moskau, teilweise sogar mit strahlender Sonne. Dann geht es wieder zum Bus und zurück zur Anlage (diesmal nur 2 Stunden): Das Mittagessen wartet auf uns.

Am Nachmittag ist dann die Abschlussveranstaltung der 22. Space Olympics. Dann werden wir sehen, wie viele Diplome wir mit nach Hause bringen dürfen.
In Creative Writing könnte es vielleicht wieder geklappt haben. - Schaun wir mal.

Die Ergebnisse sind nun raus, die Preise vergeben und die Sieger gekürt.
Wir dürfen wieder von zwei Schülern berichten, die mit einem Diplom nach Hause fahren dürfen:

JAN KÜNSTLER   und   ANNA KOCH

Jan hat einen Sonderpreis für seine Präsentation über geschlossene Ökosysteme im Fachbereich "Science Technologie" erhalten.
Anna hat in ihrer Altersgruppe den 3. Platz im Wettbewerb "Creative Writing" errungen.   -   HERZLICHE GRATULATION   zu diesen Leistung!!!

Besonders erwählen möchten wir noch Vanessa Binzen, die im Wettbewerb "Creative Writing" nur ganz knapp an einer Prämierung vorbeigeschlittert ist.

Alle übrigen Teilnehmer haben eine "Anerkennungsurkunde" für ihre Leistungen erhalten und ebenfalls ein Medaille bekommen. Dies möchte ich hier ausdrücklich unterstreichen: Alle haben sich gut präsentiert und vollen Einsatz gezeigt. Dies war auch in den Wettbewerben "Mathematik" und "Physik" festzustellen: Es wurde mehr geschrieben als in früheren Jahren, was sich auch in einer höheren Punkteausbeutung niederschlug. Eine Chance auf vordere Plätze haben wir jedoch auf Grund der völlig anderen Aufgabenstruktur und den Sprachbarrieren derzeit noch nicht.

Im nichtoffiziellen Teil gab es dann noch zwei "Auszeichnungen":
Moritz Wyrtki wurde zum "Mr. Joke" gewählt.
Lukas Freund erhielt den Titel "Mr. Kommunikation".

Jetzt gilt es nur noch die Koffer zu packen und irgendwie den Bus zu entern.
Um 8:00 Uhr ist Abfahrt nach Troizk.
Vor dort melde ich mich wieder.

Das Space-Olympics-Siegerteam 2014
Die beiden Ausgezeichneten Jan Künstler und Anna Koch

25.10.2014
Sa 

Eine Sache habe ich gestern doch glatt unterschlagen: Nicht nur die Delegationsleiter der einzelnen Nationen waren gestern Abend zu einem Empfang der Stadt Korolev und dem Hauptsponsor "Energia" geladen (es gab neben Reden, Häppchen  und Getränken auch noch Medaillen und Auszeichnungen), sondern auch die Jugendlichen hatten eine Abschlussdisco, die großen Zuspruch fand.
Nicht so großen Zuspruch fand die Idee, nun Koffer zu packen und dann schlafen zu gehen. Aber es half nichts: Heute Morgen war um 7:00 Uhr Frühstück.
Um 8:00 Uhr wartete unser Bus auf uns, um uns nach Troizk zu bringen. Für die 80 km brauchen wir wieder fast 3 Stunden. - Das nächste Mal nehmen wir unseren Schulhubschrauber.

In Troizik angekommen, wurden wir von einigen Schülern und ihren Eltern sowie der Schulleiterin Julia Zuzikova herzlich begrüßt. Bald waren alle Jugendlichen verteilt und machten sich mit ihrem Gepäck auf den Weg in die Gastfamilien, um sich am Wochenende verdient zu erholen.

Am Nachmittag treffe ich per Zufall langjährige Freunde des "Deutschen Clubs" in Troizk. Sie überraschen mich mit der Information, dass sie für Montag ein umfangreiches Besichtigungsprogramm geplant haben.

26.10.2014
So 

Familientag

27.10.2014
Mo 
Nachdem alle Beteiligten den Sonntag in den Gastfamilien mit eigenem Programm genossen haben, ist für heute wieder ein gemeinsames Programm angesagt. Wir sollten die Stadt Troizk kennenlernen.
Um 10:00 Uhr treffen wir uns alle in Schule Nr. 2 in Troizk. Natürlich gibt es viel zu erzählen. „Wie ist es in Deiner Familie? – Wie wohnt Ihr? – Was gab es bei Euch zu essen?“ Von ganz einfach bis luxuriös war alles vertreten.
Der Tag beginnt mit einem Besuch im Physikmuseum. Dort erleben wir Physik ganz praktisch und können viele Versuche selbst ausprobieren (ohne trockene Theorie).
Danach besuchen wir die Kunstschule von Alexander Nazarov, einem inzwischen auch international bekannten Künstler. Der Meister gibt uns persönlich Einblick in seine Werke. Zum Abschluss erhalten wir alle ein handsigniertes Buch mit vielen Bildern, das zum 70. Geburtstag des Künstlers in diesem Jahr erschienen ist.
Im Stundentakt geht es weiter. Unser nächstes Ziel ist das Sportcenter Kwant, ein Leistungszentrum für viele unterschiedliche Sportarten. U.a. ist dies das Trainingszentrum des Futsal-Vereins „Dina Moskau“, der international eine große Rolle spielt. Verschiedene Weltmeister (z.B. Gewichtheben, Boxen) stammen aus diesem Haus. Immer wieder betont die Leiterin des Zentrums, das alle Sportangebote für Kinder und Jugendliche kostenlos sind. (Ein Vorbild für Deutschland!)
Nach einem Mittagessen in der Sportkantine geht es zum vorläufig letzten Punkt: einer Kunstausstellung in der Kulturhalle von Troizk. Wir sind begeistert: Unsere Schüler bekommen an einem Tag ganz viel Kultur geboten. Gezeigt werden Werke zweier Künstler: einem italienischen Maler und einer russischen Malerin aus Troizk, die mittlerweile in Italien lebt. (Frau Gebhardt und ich waren am Samstag bereits als „Attraktion aus Deutschland“ bei der Vernissage mit Musik, Interviews und kaltem Buffet zugegen.)
Als auch dieser Programmpunkt abgearbeitet war, geht es zurück in die Gastfamilien; am Abend ist schließlich Disco und man muss sich entsprechend „aufbrezeln“.
Als Abschlusspunkt dieses ereignisreichen Tages kommt die größte Herausforderung: das Kofferpacken. Wie werden all die vielen Dinge, die auf dem Boden verteilt sind, wieder in diese viel zu kleinen Koffer passen? Und dann darf das Ganze nicht mehr als 23 kg wiegen! Denn Übergepäck kostet 50 Euro.
28.10.2014
Di 

Wir sind entsetzt:
1. sind die 13 Tage schon vorbei
2. sollen sich alle bereits um 9:00 Uhr an der Schule treffen, obwohl der Flieger erst um 14:45 Uhr abhebt. Aber die Erfahrung lehrt: Der kurze Weg zum Flughafen (geschätzt 40 km) kann lange dauern, bei uns heute 2 ½ Stunden. Dann lässt sich die Gepäckannahme extrem viel Zeit. Als es endlich losgeht, ist die Dame am Schalter sehr kritisch mit unserem Gepäck. Hektische Umräumaktionen belustigen die umstehenden Wartenden.
Als die Koffer endlich weg sind, machen wir uns mit etlichen Taschen, Tüten und Beuteln auf den Weg durch Pass- und Gepäckkontrolle – das schaffen alle unbeschadet, keiner muss in Russland bleiben. (Obwohl mancher damit kein Problem gehabt hätte.)
Irgendwie schaffen wir es in den Flieger und auf unsere Sitzplätze.

Einige erleben das „Bordsandwich“ nicht, weil sie schlafen. Andere spielen sich um Kopf und Kragen an PC oder Smartphone. (Gesucht: Guter Therapeut, der sich mit Spielsucht auskennt!)
Der Flieger hat offenbar Rückenwind und wir kommen früher als erwartet wieder in der Heimat an. Hoffentlich stehen genügend Abholer bereit, um beim Tragen zu helfen.
In der Tat: alle Olympioniken werden eingesammelt und werden jetzt wohl erst mal schlafen.

Eine ereignisreiche Zeit liegt hinter uns. Es wird eine ganze Weile dauern, bis alle Eindrücke einsortiert sind.

(Dieser Bericht wird noch etwas aufgearbeitet, manches war mit der heißen Nadel gestrickt. Und die Bilder fehlen immer noch. Bitte etwas Geduld.)

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