Austausch-Projekt Februar 2014 - Reisebericht
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Hier erscheint voraussichtlich jeden Abend ein Tagesbericht. Ausnahmen bestätigen die Regel. Das Erscheinen des Berichts ist abhängig vom Tagesprogramm. Manchmal dauert es vielleicht etwas länger.
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Es gibt vielleicht auch bald eine Fotoseite. → Bitte dann hier klicken! |
02.02.2014 So
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Hier meldet sich Russland. Wir können berichten, dass unsere Gruppe einen ruhigen Flug hatte und wir um 14:45 Uhr Ortszeit gut in Moskau - Domodedovo gelandet sind. Die Passkontrolle dauerte länger als üblich, da es sehr viele Reisende gab (Olympische Winterspiele?) und unsere Pässe sehr genau kontrolliert wurden. Aber alle kamen ohne Probleme durch. Unsere Koffer drehten schon so einige Ehrenrunden, aber alle Gepäckstücke waren da. Auch der Zoll wollte nichts Wesentliches von uns. Wir wurden dann von Olga (einer Lehrerin unserer Partnerschule) herzlich begrüßt und zum wartenden Reisebus gebracht. Dort begrüßte uns noch etwas: der russische Winter mit - 10°C, einem kalten Wind und leichtem Sonnenschein. Ohne die in der Woche üblichen Verkehrsstaus waren wir nach ca. 45 Minuten in Kommunarka, wo wir von den Gastgebern begrüßt wurden. Nachdem klar war, wer bei wem wohnen wird, waren alle in Minutenschnelle in alle Richtungen verschwunden. Das "Abenteuer Russland" kann beginnen. Morgen Früh werden wir uns dann in der Schule treffen und uns über die Erlebnisse des ersten Abends und der ersten Nacht austauschen. Mein Telefon hat nicht geklingelt - ein gutes Zeichen.
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03.02.2014 Mo
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Die deutschen Medien berichten offenbar teils breit über die tragischen Ereignisse in Moskau. Ein Zehntklässler hat einen Lehrer und einen Polizisten erschossen. Auf diesem Wege daher ganz schnell die Information, dass wir absolut nicht betroffen sind. Uns geht es gut. Das betroffene Gymnasium liegt im Norden Moskaus, unser großes Dorf Kommunarka im äußersten Süden.
Hier nun der Tagesbericht von heute. Schule in Russland ist mindestens so anstrengend wie in Deutschland. Das sollen wir heute merken. Es beginnt schon mit dem Verkehrschaos an der Schule: Auch die russischen Schüler wollen von ihren Eltern mit dem Auto zur Schule gebracht werden, wie in Düsseldorf. Dann unser erstes Zusammentreffen. Vieles gibt es auszutauschen: Wie war die Nacht? Wie war das Essen? Wie hat die Verständigung geklappt? Es ist klar: Hier ist Anpassungsfähigkeit gefragt. Dann beginnt der Unterricht. Einige russische Schüler haben Präsentationen vorbereitet: über Russland, über Kommunarka, über das russische Schulsystem. Danach besuchen wir verschiedene Unterrichtsstunden. Auch hier zeigt sich: Das deutsche und russische System hat viele Unterschiede. Besonders positiv ist die Förderung in Mathematik, in Kunst, in Musik und Literatur. Dann sind wir selbst gefordert. Ende mit Zuschaun, Maxim, der Kunstlehrer der Schule, gibt uns eine kurze Einführung und dann dürfen wir selbst kreativ werden. Nach einer ausdauernden Mittagspause geht es am Nachmittag weiter mit einer Stunde "Tanzen" (warum "drücken" sich unsere Jungen eigentlich so - mit einer Ausnahme!), dann folgt eine Stunde Musik ( = Singen), auch das sollten wir noch mal üben. Schließlich gibt es ein deutsch-russisches Quiz, bei dem sich unsere Helden aber ganz gut schlagen. Nach solch einem anstrengenden Tag geht es dann unverzüglich nach Hause. Morgen steht der Kreml auf dem Programm (ob Herr Putin uns zum Kaffee einlädt?). Anschließend wollen wir das Zentrum von Moskau erkunden.
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04.02.2014 Di
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Die ersten Müdigkeitserscheinungen machen sich bemerkbar. Russland ist immer etwas anstrengend. Wir haben unseren gemeinsamen Tag begonnen mit einer Zeit des Austauschs. Wie läuft es? Was fällt uns auf? Was ist anders? In der Tat gab es viel zu erzählen und zu besprechen. Die ersten Irritationen haben sich erledigt. "Heute morgen habe ich Cornflakes bekommen statt Kascha." Einige unterschätzen die Kälte. "Ihr müsst auf warme Kleidung achten." Aber insgesamt ist die Stimmung gut. Auch der Kontakt zu den russischen Schülern klappt schon ganz gut. Einige Russen haben offenbar Hemmungen Englisch zu reden. Sind wir ihnen zu gut? Dann kommt die erste Herausforderung: Mit Bus und Metro ins Zentrum Moskaus zum Kreml. Wir schaffen es, ohne einen Schüler zu verlieren. Es bleibt sogar noch Zeit für einen ersten Spaziergang um den roten Platz. Am Kreml erwartet uns dann eine Führerin mit ausgezeichneten Deutschkenntnissen. Ich kenne sie von vorherigen Besuchen und bin froh. Sie löst ihre Aufgabe hervorragend und kann interessant erzählen. Ab Mittag sind die russischen Schüler auch wieder bei uns. Deutsche und Russische Schüler machen sich am Nachmittag auf den Weg, das Zentrum von Moskau auf eigene Faust zu erkunden. Ich bin gespannt, was sie entdeckt haben. Morgen werden wir etwas vom "alten Russland" kennenlernen und das Raumfahrt-Museum in Moskau besichtigen. |
05.02.2014 Mi |
Wieder heißt es mit den Hühnern aufstehen. Ein kurzer Austausch über die aktuell anstehenden Themen, dann werden wir von zwei Lehrerinnen zum Reisebus gebeten, der uns heute nach Ismailova bringt. Dies ist ein sehr großes Gelände im Westen von Moskau, auf dem dem alten Russland nachempfundene Gebäude errichtet wurden. Jedes Gebäude beheimatet ein thematisches Museum. Unser Ziel ist das Brotmuseum. Zunächst bekommt jeder Jugendliche ein Stück Lebkuchenteig, der zunächst ausgerollt wird. Dann soll jeder Schüler möglichst kreativ einen Lebkuchen gestalten. Ein Engel, ein Herz, ein Gesicht, ..., der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Während die Lebkuchen im Ofen backen, erfahren wir etwas über die Rolle des Brotes zu verschiedenen Festen. Die fertig gebackenen Lebkuchen werden nun mit farbigem Zuckerguss verziehrt und kommen zum Trocknen noch einmal in den Ofen. Anschließend können alle die kleinen Kunstwerke mitnehmen. Von Ismailova fahren wir zum Raumfahrtmuseum. Hier lernen wir die Geschichte der modernen Raumfahrt vom ersten Sputnik bis zur Raumstation ISS kennen. Beeindruckend sind die vielen Modelle alter und neuer Raumfahrzeuge und die Einblicke in das Leben in der Schwerelosigkeit. Höhepunkt ist vielleicht die Besichtigung eines naturgetreuen Modells der Weltraumstation MIR, wo wir sehen können, wie Astronauten z.B. schlafen (aufrecht hängend in einem Schlafsack) und wie sie die Toilette besuchen (mit einem Staubsauger-System). Nach einem Tag mit viel Input fahren wir wieder nach Kommunarka zurück, um wieder unsere Gastgeberfamilien zu treffen. Morgen tun wir einen Blick in die russische Geschichte: Wir besuchen die Zarenresidenz Kolomenskoje. Und am Abend geht es in den Zirkus. Dort erwartet uns eine zirzensische Licht- und Wassershow.
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06.02.2014 Do
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Wir haben heute einen wunderschönen Tag erlebt, sogar die Sonne hat uns begleitet. - Vielleicht ein Satz zum Wetter: Wir haben zwar Temperaturen unter 0°C, aber es ist nicht wirklich kalt und daher ganz gut zu ertragen. Wir haben auch noch keinen Erkältungsfall zu beklagen, das ist sehr erfreulich. Heute haben wir die Zarenresidenz Kolomenskoje besucht. Nach der Ankunft gab es erst einmal ein typisch russisches Mittagessen in einem kleinen Restaurant. Dann hat uns eine Dame in typischer Kleidung begrüßt und eine Einführung gegeben in die Zarenzeit und die Gebäude in dieser weitläufigen Anlage. Nach einem kurzen Besuch im Museum wurden wir eingeladen zu einer kleinen Folklore-Vorführung. Ein Volkstanz-Ensemble erzählte, sang und spielte von dem Butterfest ("Masliniza"), das jedes Jahr eine Woche lang gefeiert wird etwa zu der Zeit, zu der wir Karneval feiern. Es ist sehr lustig - und so wurde auch die Vorführung lustig, da einige unserer Schüler Rollen übernehmen mussten. Besonders beeindruckend war der lebensgroße Bär. (Wer steckt wohl in dem Kostüm? - Die Auflösung kommt später.) Belohnt wurden wir schließlich mit einem großen Berg Blinis (Pfannkuchen) und Tee. Nach dem natürlich notwendigen Besuch von Souveniershop und Toilette fuhren wir weiter zum Circus "Aquamarin". Dort erwartete uns eine Show mit Akrobatik und Eiskunstlauf, verknüpft mit eine Wasser- und Lichtvorführung. Natürlich durfte auch der Clown nicht fehlen, der mit dem Publikum seine Späße machte. Erst spät am Abend war die Vorstellung zuende. Dann noch die Fahrt durch Moskau (Moscow by night) zurück nach Kommunarka.
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07.02.2014 Fr
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Heute dürfen wir ein wenig länger schlafen. Um 10:00 Uhr ist Treffen am Kulturzentrum in Kommunarka. Wir haben die längste Fahrt vor uns, es geht in das Kultur-Bildungszentrum "Etno-Mir" (Etno-Welt) nach Borovsk, ca. 100 km südlich von Moskau. Dort entsteht seit einigen Jahren eine Gesamtschau der verschiedenen Weltkulturen. In einem riesigen Gebäude werden nahezu alle Länder der Erde in einem kleinen "Haus" dargestellt. Die Einrichtung zeigt landestypische Möbel und Einrichtungsgegenstände. Bilder und Infotafeln geben weitere Auskunft über das jeweilige Land. Hinzu kommen kleine Länden, in denen typische Souveniers angeboten werden. So kann man sich in wenigen Stunden einen Überblick verschaffen über das Leben in den verschiedenen Nationen. So haben wir gelernt, wie die Japaner ihre Häuser bauen und ihre traditionelle Fußbodenheizung funktioniert, haben die chinesische Teezeremonie gesehen, in einem Mongolenzelt gesessen und einem Mongolen beim Spielen der Maultrommel zugehört. Auch Schloss Neuschwanstein war vertreten und die Buchdruckerpresse Friedrich Gutenbergs.
Nach einem ersten Überblick haben wir in einer "Masterclass" gelernt, wie man Walenki, die traditionellen russischen Filzschuhe herstellt und dies auch praktisch getan. - Ein erlebnisreicher Tag.
Die Rückfahrt führte uns durch die verschneite russische Landschaft. Einige Zentimeter Neuschnee deckten die alte Schneedecke ab, die doch schon recht schmutzig geworden war. Der Abend wurde dann wieder in den Familien und mit den russischen Freunden verbracht. - Die Stimmung ist nach allem, was ich so mitbekomme, erfreulich gut. Morgen früh werden wir dann zu einer Stadtrundfahrt nach Moskau aufbrechen. Am Wochenende ist dies auf Grund der schwierigen Verkehrsverhältnisse etwas einfacher als an normalen Werktagen.
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08.02.2014 Sa
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Auch heute ist erst um 10:00 Uhr Treffen am Kulturzentrum. Wir holen die Stadtrundfahrt Moskau nach, die in der Woche wegen des Verkehrs nicht möglich war. Tatjana, unsere Reiseleiterin, sprach ein hervorragendes Deutsch und überzeugte durch eine hohe Sachkenntnis. Sie schien jedes Gebäude persönlich zu kennen. Selbst ich habe noch eine Reihe neuer Ecken in Moskau kennengelernt. Leider hat uns heute das Wetter etwas im Stich gelassen. Tauwetter hat eingesetzt, die Straßen sind voll Schnellmatsch (die Waschmaschine wird sich freuen) und Nebel hängt über der Stadt. Neben dem Roten Platz mit seinen vielen interessanten Gebäuden beeindruckte vor allem die riesige Christi-Erlöser-Kirche mit den zwei Ebenen, in denen Tausende Menschen Platz finden. Aber auch die neuen Geschäfts- und Wohnhäuser, die in der City gebaut werden, überraschen mit mehr als 300 Meter Höhe. Die Spitzen verschwinden heute allerdings im Nebel. Nach der Stadtbesichtigung sind wir für 18:00 Uhr zu einem "Konzert" eingeladen. Darunter versteht man in Russland eine bunte Mischung aus verschiedenen Darbietungen: z.B. Tanzgruppen und Sänger und Sängerinnen, die in erstaunlicher Qualität ihr Können zeigen. Übrigens alles Schülerinnen und Schüler oder Ehemalige der Schule. - Gut, dass wir nicht gefragt werden, auch etwas vorzuführen, da hätten wir uns nur blamieren können. Damit ist auch das offizielle Programm zu Ende. Morgen ist Familientag, d.h. jede Familie macht ihr eigenes Programm. In einigen Fällen werden sich auch mehrere Schüler zusammentun. Mal sehen, was man sich einfallen lässt.
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09.02.2014 So
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Familientag |
10.02.2014 Mo |
Abreisetag. Irgendwie müssen die Koffer sich schließen. Um 11:00 Uhr werden wir uns in Kommunarka treffen, um zum Flughafen zu fahren. Nochmal zur Klarheit: Wir werden in Düsseldorf gegen 16:05 Uhr (deutscher Zeit) landen.
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