Russlandaustausch Projekt 2012 - Reisebericht



Russlandaustausch Projekt 2012

Reisebericht unserer Reise nach Russland

Russland-Austausch April 2012  (Vergrößern: klicken!)
 
Weitere Bilder werden möglichst bald nachgeliefert.
 

18.04.2012
Mi

Wer steht schon gerne um 3:00 Uhr in der Nacht auf?
Kein Problem, wenn man die Aussicht auf 10 Tage Abenteuerurlaub in Russland hat.
Daher standen 15 Jugendliche, zwei Erwachsene und ganz viele Eltern, Geschwister und sonstige Interessenten pünktlich um 6:30 Unr in der Abflughalle des Flughafens Düsseldorf. Der Verlust einer Jacke (Papi hatte sie mit nach Hause genommen) verzögerte nur unwesentlich die Gepäckkontrolle. Alle kamen problemlos durch.
Sehr frühzeitig waren wir am Abflug-Gate A78. Eigentlich hätte es also losgehen können. Wir stehen auch schon abflugbereit vor dem Flieger - aber dann hiess es: Zurück zur Abflughalle - der Flieger ist defekt. Ein neuer muss her.
Nach einer Stunde Wartezeit konnten wir dann endlich unsere Reise beginnen.
Danach verlief alles planmässig. Nach gut drei Stunden fühlten wir erstmals russischen Boden unter den Füssen. Ziemlich nass - es regnete ein wenig.
Julia, die Schulleiterin, begrüsste uns herzlich. Bald war auch der Bus da, der uns nach Kommunarka brachte. Einen Schnupperkurs "Verkehrsstau auf Russisch" haben wir schon mal geboten bekommen.
In Kommunarka angekommen erwarteten uns die russischen Gastgeber. Die einen begrüßten sich noch etwas zaghaft, andere fielen sich gleich um den Hals.
Es dauerte nicht lange, da waren alle Kinderlein verschwunden und wir Lehrer waren (fast) allein und verlassen.

Sollte das ein gutes Zeichen sein: Mein Telefon blieb den ganzen restlichen Tag leise. Keine verzweifelten Anrufe, keine Beschwerden! Das fängt ja gut an!!
 

19.04.2012
Do

Als wir uns um 8:30 Uhr in unsere Partnerschule treffen, sind offenbar alle gut gelaunt, einige noch etwas müde (naturlich nur vom Flug!!!). Interessantes Thema waren u.a. die verschiedenen Speisen, die es am Abend zu essen gab.
Heute haben wir einen richtigen Schultag. Zunächst einige Informationen über Russland.
Dann teilen wir uns auf und besuchen verschiedene Unterrichtsstunden.
Interessante Frage: Warum machen russische Schüler im Unterricht alles das, was bei uns verboten ist (Kaugummi, Handy, reinrufen, Briefchen schreiben, ...??)
Danach eine Präsentation über Sehenswürdigkeiten in Deutschland und Russland.
Interessante Frage: Warum wissen die russischen Schüler eigentlich besser über deutsche Schlösser etc. Bescheid als unsere deutschen???
Nach dem Austausch über beliebte Auto- und Staubsaugermarken ist der Schulvormittag beendet und alle gehen in ihre Gastfamilien zum Mittagessen.
Der Nachmittag steht zur freien Verfügung. Um 19:00 Uhr treffen sich alle wieder in der Schule zur Willkommens-Disco. Viel Zeit zum Tanzen, Schwätzen und Freundschaften knüpfen.
Wir Lehrer haben (zum Schutz unserer Ohren) ein Zusammentreffen mit dem Kollegium der Partnerschule. Gute Bekannte aus den leztzten Besuchen werden freudig begrüßt. Bei Tee und russischen Plätzchen gibt es einen intensiven Austausch über Freud und Leid eines Lehrers und über das Wesen des normalen Schülers. Wir stellen (mal wieder) fest, dass deutsche und russische Schulprobleme und Schüler sehr ähnlich sind.
Ein Schultag endet - ein Besichtigungstag steht vor der Tür: Morgen fahren wir nach Moskau und werden den Kreml und den Roten Platz mit all seinen Sehenswürdigkeiten besichtigen. Mehr davon gibt es morgen!
 

20.04.2012
Fr 

Um 8:30 Uhr ist wieder Treffen in der Schule angesagt. Heute nutzen wir die Zeit, um uns auszutauschen: Wie waren die ersten beiden Tage?
Alle haben viel zu erzählen. Vieles läuft ganz toll, einiges ist ungewohnt. Deutsche und russische Schüler haben sich bereits gut gefunden. Die Stimmung ist offenbar sehr gut und freundschaftlich bis herzlich. Nur der Schlaf kommt ein wenig kurz.
Dafür wachsen die Englisch-Kenntnisse. Anstrengend aber nützlich: Von morgens bis abends Englisch reden. (Nur unterbrochen von zaghaften Deutsch - und Russischversuchen auf beiden Seiten.)

Nach dem Austausch machen wir uns auf den Weg nach Moskau. Erfreulicherweise ist der Verkehr heute nicht ganz so heftig. Um 12:00 Uhr beginnt unsere Fuhrung durch den Kreml. Wir sehen den Amtssitz des Präsidenten (leider nur von aussen - er hatte gerade keine Zeit fur uns). Dann beeindruckten uns die größte Kanone der Welt und die größte Glocke der Welt - beide Gegenstände wurden nie genutzt. Dann kommen wir zum Kathedralenplatz. Fünf Kathedralen stehen dort, ein einmaliges Bild. Wir besichtigen die größte und geschichtsträchtigste Maria-Entschlafens-Kathedrale, die 1479 fertiggestellt wurde. Hier reichen Worte zum Beschreiben nicht aus.
Nach der Kremlbesichtigung haben wir Glück: Wir kommen gerade recht zum Wachwechsel am Denkmal des Unbekannten Soldaten.
Den Nachmittag sollen Gastgeber und Gäste in Moskau gemeinsam gestalten.

Morgen ist "Familientag" - ein Tag zur freien Verfügung, um eigene Wünsche und Aktivitäten zu realisieren. 
 

21.04.2012
Sa

Heute ist Familientag. Ob es besondere Highlights gab, werden wir am Sonntag erfahren und ggf. auch davon berichten. Bis dahin eine gute Nacht nach Deutschland - Bei uns ist es kurz vor Mitternacht, Zeit fur eine Mütze Schlaf.
 

22.04.2012
So

Heute konnten alle ein wenig länger schlafen, was wohl auch dringend nötig war. Unsere Jugendlichen haben schnell intensive Freundschaft geschlossen, was zu zeitweisen Schlafausfällen führt.
Gegen Mittag haben wir uns in Moskau mit dem Stadtführer getroffen, der uns schon durch den Kreml geführt hat: ein junger Mann mit hervorragenden deutschen Sprachkenntnissen und einem enormen Insider-Wissen.
Fast vier Stunden hat er uns per Bus und zu Fuß an die wichtigsten Punkte Moskaus gefuhrt. Details werden Ihnen Ihre Kinder erzählen; ich will nicht alles vorweg nehmen.
Den Abschluss bildete der Rote Platz im Herzen von Moskau. Dann bringt der Bus unsere Schüler an den Metro-Haltepunkt Tjoply Stan, wo sich ein grosses Einkaufszentrum befindet.
(Richtig, die Geschäfte haben sonntags geöffnet, es ist sogar der Haupteinkaufstag, weil viele Menschen eine 6-Tage-Woche haben.)
 

23.04.2012
Mo

Heute ist Troizk-Tag (etwa 15 km von Kommunarka entfernt).
Endlich ist wieder Schule - Kunstschule genauer gesagt. Wir fahren nach Troizk (der "Heimatort" von Julia und uns Lehrern.) Nach einem kurzen Rundgang durch eine Kunstausstellung in der Kulturhalle sind wir in der Kunstschule von Herrn Nasarov zu Gast. Irina, seine rechte Hand, zeigt uns viele Bilder, die dort entstanden sind. Bis zu vier mal pro Woche kommen Kinder und Jugendliche in die Kunstschule, um Malen, Zeichnen und das Herstellen von Plastiken zu erlernen.
Nach dieser Einführung sind wir selbst dran: Unter Anleitung werden kleine Pferde aus Ton hergestellt. Nach erstem Sträuben machen alle mit, und es macht mehr und mehr Spass, die kleinen Kunstwerke entstehen zu sehen.
Nach einem Lunch im örtlichen amerikanischen Kulturzentrum (MacDonalds, genannt MacDuck) machen wir uns am Nachmittag auf den Weg zum Physikmuseum. (Sie merken schon: Heute ist Bildung dran.) In vielen kleinen Experimenten gehen wir physikalischen Phänomenen auf die Spur. Warum kann man auf einem Nagelstuhl sitzen, über Glühlampen gehen, und was ist ein chaotisches Pendel?
Schüler und Gastgeber machen sich danach auf den Weg nach Hause.
Auf uns Erwachsene wartet noch ein wichtiger Termin: Eine Abend-Einladung im "Deutschen Klub" Troizk, wo wir viele liebe Bekannte und Freunde wiedersehen, die unsere Austauschaktionen immer wieder unterstützen und bereichern.
 

24.04.2012
Di

Heute ist wieder unsere Kreativität gefragt: Wir lernen Linolschnitt vom Entwurf uber den eigentlichen Schnitt bis zum Drucken in zwei Schulstunden. Und es ist wie immer: Zuerst großes Zögern, dann lassen sich unsere Schüler auf das Unbekannte ein und schließlich sind sie vom Ergebnis überrascht. Es gibt mehr Talente als vermutet.
Zur Belohnung soll es zum Einkaufszentrum MEGA gehen. Aber wir haben die Rechnung ohne den russischen Verkehr gemacht: Erst kommt kein passender Linien-Bus und dann brauchen wir fur eine Strecke, die man fast laufen konnte, über 30 Minuten bei 30 Grad Bus-Innentemperatur. Es bleibt nicht sehr viel Zeit zum Einkaufen.
Aber es kommt noch schlimmer: Unser Reisebus, der uns zur Sommerresidenz Kolumenskoje der Zaren bringen soll, steckt so böse im Stau, dass er 1 1/2 Stunden zu spät kommt. Und dann brauchen wir auch noch 3 Stunden fur eine Distanz von 35 km. Jeder Stau westlich des Ural gehört uns.
Ich bewundere die Geduld unserer Schüler. Großes Kompliment.
Aber der Besuch hat sich dennoch gelohnt: Wir sehen eine wunderschöne Parkanlage mit herrlichen Gebäuden. Und die Fremdenführerin hat auch 2 Stunden auf uns gewartet.
Die Rückfahrt ist dann fast problemlos. (Wie das?)
Die Nachrichten berichten, dass heute in Moskau auf einer Stau-Skala von 1 bis 10 neun Punkte erreicht wurden, das heisst Verkehrsstillstand. - Und wir können sagen: Wir sind dabei gewesen.
 

25.04.20121
Mi

Heute ist "schulfrei", oder sagen wir besser: Wir verlagern den Schulort. Dafür fahren wir zum Ismailov-Souvenierpark. Wieder hängt unser Bus im Stau. Mit einer Stunde Verspätung kommen wir an.
Trotzdem werden wir freundlich begrüßt. Auf zwei Tischen liegen schon Nudelholz und einige andere Hilfmittel und ein Teigklumpen bereit. Wir backen "Tulskij", ein traditionelles russisches Brot mit vielen Verzierungen. Während unsere Brote backen, sehen wir eine Ausstellung über das Leben der einfachen Bauern.
Danach haben wir eine Stunde Zeit, auf dem Souveniermarkt einkaufen zu gehen. Hunderte von Matrioschkas und andere typische russische Mitbringsel warten darauf, gekauft zu werden.
Um 14:00 Uhr geht es weiter zum "Museum of Cosmonautics". Hier verfolgen wir die Geschichte der russischen Raumfahrt und können viele Original-Raumkapseln sehen. Das Herzstuck der Weltraumstation MIR ist ebenfalls zu sehen und kann sogar betreten werden. (Hätten Sie gewusst, dass Astronauten im Stehen schlafen?)
Nach kurzer Abendessen-Pause treffen wir uns wieder in der Schule. Es gilt, eine Geburtstagsparty zu feiern: Freddy hat Geburtstag. Auf ihn wartet eine grosse Torte und eine Disco.
Schon jetzt kann ich sagen: Selten haben sich deutsche und russische Schüler so gut verstanden wie bei diesem Austausch. Die Atmosphäre ist freundschaftlich, ja herzlich. Wie soll das bloß mit dem Abschied am Freitag werden? Wer kann genügend Taschentucher liefern? Eine Supertruppe!!!
 

26.04.2012
Do 

Heute kommt mein Bericht sehr spät; wir waren erst nach Mitternacht zu Hause. Aber der Reihe nach:

Heute sollen Gäste und Gastgeber nach zwei anstrengenden Tagen noch einmal Gelegenheit haben, etwas gemeinsam nach eigenen Wünschen zu unternehmen. Erst um 18:00 ist gemeinsames Treffen und Abfahrt nach Moskau. Es steht ein weiteres Highlight auf dem Programm: Der Besuch eines Moskauer Zirkus. Es gibt mehrere davon, alle in einem festen Bau und nicht im Zelt, wie wir das so kennen.
Uns erwartete ein fast dreistündiges Programm der besonderen Art. Alle Darbietungen waren durch Wasserspiele und farbliche Illuminationen unterlegt. Viel Akrobatik, einige Tiernummern (Hunde, Tauben, Affen), Live-Gesang, Eislaufen, Ballett, ein Clown - zusammen ein einmaliges Programm, das es so in Deutschland nicht zu sehen gibt.

Danach der erste Abschied: Eine Gastgeberin fährt morgen mit ihren Eltern in Urlaub und muss sich daher schon von uns verabschieden. Wenn dieser Abschied Schule macht, wird das morgen ein "feuchter" Tag. (Obwohl wir uns ja im September schon in Düsseldorf wiedersehen.)
 

27.04.2012
Fr

Heute ist es soweit: Koffer packen.
Bis 15:00 Uhr haben wir noch Zeit, die letzten Einkäufe zu erledigen oder etwas Anderes zu unternehmen. ("Let's go for a walk!")
Dann ist Treffen am Kulturzentrum Kommunarka.
Noch ein Gruppenfoto - bisher war keine Zeit dazu.
Der Bus steht bereit, uns zum Flughafen zu bringen. Das Trennen von deutschen und russischen Jugendlichen ist gar nicht so einfach. Keiner will den Anfang machen. Es ist ja brutal, aber ich muss "The Germans" in den Bus "schieben". - Einige Jungen machen lässige Bemerkungen über die weinenden Mädchen - aber was glänzt da eigentlich so in ihren Augen???
Ein letztes Mal Verkehrsstau auf dem Autobahnring. Uns kommt es schon fast normal vor. Am Flughafen die normale Routine: Einchecken, Koffer aufgeben, Passkontrolle, Sicherheits-Check, Sicherheits-Check, Sicherheits-Check - dann sitzen wir im Flieger. Rappelvoll, bis auf den letzten Platz.
Ein ruhger Flug, gestört nur durch die ständige Frage: "Können wir nicht wieder zurückfliegen?? Wir wollen nicht nach Hause!"
Einige wollen bei mir schon die nächste Reise nach Russland "buchen".
Aber dann gehen doch alle nach der Landung erst mal mit den Eltern nach Hause - SCHLAFEN.

Eine sehr erfolgreiche Reise geht zu Ende. Jetzt müssen die vielfältigen Eindrücke geortnet und verarbeitet werden. Eine andere Kultur, ein anderer Lebensrhytmus, aber auch Menschen mit den gleichen Problemen und Wünschen, mit Fröhlichkeit und großer Herzlichkeit und Gastfreundschaft.
Sie haben uns in ihre Familien aufgenommen und wir haben 10 Tage lang unser Leben miteinander geteilt und erlebt: Wir gehören zusammen.